Freier Fall
Selten ist in der klassischen Musik jemand von so weit oben so schnell so tief gefallen. Über die Reaktionen auf die Vorwürfe gegen François-Xavier Roth und die Frage: Wie geht es jetzt weiter?
»Wer rettet dich, trauriges Land?«
Regisseur Claus Guth sucht an der Staatsoper Unter den Linden nach dem Vergangenen im Gegenwärtigen. Mit Dirigentin Simone Young gelingt ihm eine spektakulär gebrochene Lesart der Mussorgsky-Oper ›Chowanschtschina‹
Diese Woche in VAN
Hundert 11
Mondfeierlich
Befremdend einleuchtend: Vladimir Jurowski kommuniziert und kombiniert sein RSB mit dem Arditti Quartet und Anton Bruckner mit Morton Feldman
Diese Woche in VAN
Nachricht der Woche
Rettung des Musikunterrichts
Die MULEM-EX-Studie untersucht, warum sich immer weniger junge Erwachsene für ein Musiklehramtsstudium entscheiden und welche Möglichkeiten es gibt, um diese Dynamik aufzuhalten.
Wenn nicht mehr viel geht: übers Abliefern
Das Scheppern einer Glasflasche, die eine lange Pflasterstraße runterrollt, mitten in Busonis Bach-Chaconne. Und ein Tabuthema des musikalischen Betriebs.
Mit Pachelbel auf der Süd
Fußball wird selten mit Klassik in Verbindung gebracht. Ein Trugschluss.
Alte Musik Dirigent:innen Klavier Komponist:innen Kulturpolitik Musik & Politik Neue Musik Oper Orchester
Kolumnen
Albrecht Selge
Hundert 11
Zerschmetterer und Schmetterling
Zwei Rezitale, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten: Lise de la Salle zelebriert Mozart, Fauré, Ravel und Liszt, dass es nur so glitzert. Andrei Gavrilov drischt über Bach, Mussorgsky und Prokofjew, dass es einen verstört vom Stuhl haut.
Positivitätswalzend
Spannendes Klavierleben jenseits der immergleichen Top Ten: Alexander Krichel spielt sprechend im Pianosalon Christophori, Cheng Zhang debütiert differenzierend beim Berliner Klavierfestival
Schieffliegend
Elektrisierende Vergegenwärtigung: Die Geigerin Alina Ibragimova macht aus dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin mit Dirigent Václav Luks ein astreines Ensemble 1806
Holger Noltze +++ NEU +++
The Society of Music
Volker Hagedorn
Rausch & Räson
Zwischen Weitblick und Lupe
Die Aufnahme der späten Mozart-Sinfonien, die das Ensemble Resonanz 2020 vorlegte, flasht noch heute. Mit Mozarts Prager Sinfonie meinten die Musiker es jüngst allerdings etwas zu gut.
Allegro molto vivace
Was ein guter Musiker in einem Jugendsinfonieorchester anschubst, kann das Leben ändern. Volker Hagedorn entdeckt beim Tschaikowsky-Hören einen Helden seiner Jugend wieder.
»Auf eine freie, sorglose Weise…«
Mit knapp dreißig Jahren Verspätung kommt Keith Jarretts Aufnahme von Sonaten Carl Philipp Emanuel Bachs heraus. Ein guter Zeitpunkt, findet Volker Hagedorn. Inzwischen braucht der Komponist keine historischen Koordinaten mehr, um verstanden zu werden.
Charkiw – Musik in Zeiten des Krieges
»Mut und Fatalismus gehen hier Hand in Hand.«
Ein Bericht vom KharkivMusicFest vom Dirigenten und Künstlerischen Leiter Vitali Alekseenok
»Niemand wird uns am Ende des Krieges all diese Zeit zurückgeben, also müssen wir weiterleben.«
Acht Musiker:innen aus Charkiw berichten vom Überleben und der Kultur in ihrer Stadt, die seit über 100 Tagen unter Beschuss durch die russische Armee steht.
Alles verschoben
Der ukrainische Cellist Denys Karachevtsev, der mit Videos von Bachs Fünfter Cellosuite vor zerbombten Gebäuden in Charkiw bekannt wurde, über Kunst in Zeiten des Krieges, Medienrummel und russische Kultur als Kampfzone.
»Ihre Konzerte geben uns die Kraft, weiterzuleben.«
Warum in der aktuellen Situation ein Konzert in der Ukraine mehr als ein Konzert ist: Beobachtungen vom KharkivMusicFest von dessen Programmdirektorin Julia Nikolaevskaya
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Trailer der Woche
Endri Nini & Friederike Starkloff: Traum und Trauma
Nur zehn Jahre liegen zwischen den vier extrem unterschiedlichen Kompositionen des Albums, das die Geigerin Friederike Starkloff und der Pianist Endri Nini gemeinsam bei GENUIN eingespielt haben. Das Duo hat für den Zeitraum von 1913 bis 1923 Werke von Erwin Schulhoff, Claude Debussy, George Antheil und Leoš Janáček zusammengestellt. Zeugnisse einer zerrissenen, haltlosen, dabei innovativen und zukunftsweisenden Epoche, in der Kunstschaffende aller Genres die Grundlagen für die Moderne geschaffen haben. Starkloff, die ihre Karriere als jüngste Erste Konzertmeisterin eines deutschen Rundfunkorchesters startete, und Nini, der international als Kammermusiker geschätzt ist, spielen diese außergewöhnlichen, farbenreichen Werke mit packender Intensität.
Präsentiert von
Bruckner 200
Bruckner unborn
Ungelegte Eier des Weltgeists präsentiert der Brucknerologe Christian Thielemann mit den Berliner Philharmonikern. Die »Late Night« beginnt in der Philharmonie nicht lang nach der Tagesschauzeit; aber Jörg Widmann bugsiert uns trotzdem in nachtmittiges Sphärenblau.
Der Bruckner-Schwindel
Warum einem von Bruckners Sinfonien fast übel werden kann, wie gerade die Spektralisten helfen, diese Gefühlslage zu erklären, und was Herbert Blomstedt und die Berliner Philharmoniker dem noch Unerwartetes hinzufügen.
Wir haben Glück, wir haben Anton
Alle Elfe: Christian Thielemanns neuer »Kanon« der Bruckner-Symphonien
In Superzeitlupe die Erdkruste durchbrechend
Arno Lücker vergleicht vier Einspielungen von Bruckners »Urvollendeter«.
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Klassische Musik und Rechtsextremismus
»Wir wollen doch nur spielen.«
Laienorchester, Politik und AfD – ein Bericht über eine gescheiterte Debatte.
»Na ja, das passt zu dem, der ist Künstler«
Ein Gespräch mit Jan Vogler über Ausländerfeindlichkeit und Interkulturalität
»Der Diebstahl von ›Wir sind das Volk‹ ist hingenommen worden.«
Ein Interview mit Christoph Dittrich, dem Intendanten des Theater Chemnitz.
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Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen François-Xavier Roth
In der französischen Wochenzeitung Le Canard enchaîné werfen sieben Frauen und Männer dem Dirigenten Fehlverhalten im beruflichen Kontext vor
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Interviews
»Es gibt nur ein paar Stücke, vor denen ich keine Angst habe.«
Barbara Hannigan im Interview
»Wenn ich an das Publikum denke, drehe ich durch.«
Regisseur Calixto Bieito über das Fließen in Proben, seine Haltung gegenüber dem Publikum und den Unterschied zwischen Kunst und Kultur
»Nirgends kriegen die Leute mehr für ihre Rundfunkgebühren.«
Patrick Hahn leitet als neuer WDR 3-Redakteur für zeitgenössische Musik zum ersten Mal die Wittener Tage für neue Kammermusik. Wie geht’s weiter mit dem Festival und der Neuen Musik beim WDR?
Auf Sand gebaut?
Dame Sarah Connolly kritisierte 2018 das saudi-arabische Regime scharf via Twitter, jetzt spielt sie die Hauptrolle in der saudi-arabischen Oper ›Zarqa Al Yamama‹. Das muss uns die Mezzosopranistin erklären.
Napoleon ist an allem schuld
Die Schriftstellerin Katja Petrowskaja über ihr erstes Opernlibretto nach Dostojewskis ›Doppelgänger‹ und einen Kinderchor, der sie gerettet hat
»Auf beiden Seiten des Atlantiks gibt es wenig Verständnis für das Leben im Kulturbereich auf der jeweils anderen Seite.«
Anthony Freud verlässt die Lyric Opera of Chicago und blick zurück auf seine Laufbahn als Europäer im US-amerikanischen Kulturbetrieb
»Nichts, was ich geschaffen habe, ist von Bedeutung ohne Menschen, an die ich es weitergeben kann.«
Musikwissenschaftler Stas Nevmerzhytskyi über das ukrainische Online-Magazin ›The Claquers‹ und die Entscheidung, jetzt seinen Posten als Chefredakteur abzugeben, um als Soldat an die Front zu gehen.
Klassik und Techno
An gewissen Punkten anhalten
Was ist besonders, wenn man Drones und Patterns, Ambient und Rave für das Instrumentarium von Harry Partch komponiert?
Concierto barroco
Zu wenig Bewegung – findet Jürg Meister im Barockkonzert. Dabei war ›Alte Musik‹ einmal wild und innovativ. Was der Barock vom Techno lernen kann: eine Introspektion
Erst mal Kabel stecken
Der elektronische Musiker und Labelgründer über die ersten Kindergarteninstrumente, Quellen der Ungewissheit und den Unterschied zwischen einer Schalttafel und einem Sinfonieorchester.
Mit Stockhausen nicht im Tresor
Den Loop muss man nicht erklären. Dafür fordert er die entwicklungsorientierte westliche Kunstvorstellung heraus.
Ein Heulen kommt über den Himmel.
Für das legendäre »Studio für elektronische Musik« hat der WDR keinen Platz.
Vor 5 Jahren
Nach dem Frühling
Vor 50 Jahren spielten die Berliner Philharmoniker zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg ein Konzert in der Sowjetunion.